Johann Wesselink

Weg und Ziel meines Lebens

Wie alles begann, ... :


An einem Sonntag im Juli des Jahres 1961, genauer gesagt am 16. erblickte ich im Kreiskrankenhaus in Nordhorn das Licht der Welt.



Als 5. Kind meiner Eltern Wilhelm u. Gerda Wesselink, geb. Kleiman galt ich als das "Wirtschaftswunder" : das erste Kind über acht Pfund und lauter schwarze Haare. In den folgenden Jahren kamen noch fünf weitere Geschwister hinzu.





Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich auf dem elterlichen Bauernhof in Eschebrügge (Grafschaft Bentheim) an der niederländischen Grenze. Es war eine schöne und glückliche Zeit.





Im Jahre 1967 im August wurde ich eingeschult, und  zwar in die Grundschule Vorwald. Von 1971-73 besuchte ich die Realschule in Emlichheim, um dann zum Gymnasium Neuenhaus (Kooperative Gesamtschule) zu wechseln - bis zur 11. Klasse. Nach einem Volontariat in meinem späteren Ausbildungsbetrieb besuchte ich 1978-79 die einjährige Höhere Handelsschule in Nordhorn.


Danach konnte ich eine zweijährige Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Raiffeisen-Waren Laarwald e.G. absolvieren, welche ich mit Prüfung vor der IHK Osnabrück abschloss. Im Februar 1982 wechselte ich dann zur RWG Salzbergen. Bedingt durch tragische Umstände musste ich nach wenigen Monaten die Arbeitsstelle dort leider aufgeben.

Nach längerer Krankheit und Arbeitslosigkeit schickte mich das Arbeitsamt für ein Jahr an die  "Akademie Überlingen" in Nordhorn, zur Fortbildung. Danach gelang es, zunächst für halbe Tage, eine Stelle bei der Molkerei Emlichheim zu bekommen. Vom Oktober 1985 bis zum Juli 1998 entwickelte ich mich dort in fast 13-jähriger Tätigkeit zum Molkereiverwalter.

Im Sommer 1986 fand in Emlichheim eine 3-wöchige Zeltevangelisation statt.  Ich durfte unter der Predigt von Manfred Paul (Missionswerk Heukelbach) mein Leben in die Hand des für mich gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus legen. Seitdem ist ER für mich mein Heiland und mein HERR.

Zwei Jahre später lernte ich im benachbarten Coevorden (NL) meine spätere, erste Ehefrau kennen. Im selben Jahr (1988) heirateten wir standesamtlich und am 19. Mai 1989 kirchlich.

Wir fanden zunächst in Kleinringe ein Zuhause, bevor wir dann nach fünf Jahren in 1994 in die Dienstwohnung der Molkerei in Emlichheim umzogen. Irgendwann bin ich dann aus der evang.-reformierten Kirche ausgetreten. Wir gehörten dann zur "Gereformeerden Kerk" in Coevorden (NL). Dort engagierte ich mich in der kirchlichen Jungschar-Arbeit.

Es wurden uns drei Kinder geschenkt : Jasper *28.06.1991, Mara *23.05.1993 und Ricky *30.10.1995.

Im Jahre 1997 entschloss sich meine damalige Ehefrau, mich zu verlassen. Am anderen Ende des Dorfes fand sie für sich und die Kinder eine Bleibe. In den darauffolgenden gerichtlichen Auseinandersetzungen zeichnete sich sehr bald ab, dass ich zum Wohle der Kinder auf das Umgangsrecht verzichten musste. Es war eine harte Lektion, die eigenen Kinder loszulassen und in Gottes Hände zu legen. Obwohl ich die Kinder seitdem nicht mehr gesehen habe, hoffe und bete ich, dass es so das Beste war und dass GOTT sie bewahrt. Im September 1999 wurde die Ehe geschieden.

Ich konnte und wollte daher auch nicht mehr in der "Geref. Kerk" bleiben. Bei der Stadtmission Nordhorn (jetzt: "Ev. Freie Gemeinde") fand ich sehr schnell ein geistliches Zuhause. Viele der Glaubensgeschwister dort kannte ich noch aus der Zeit der Zeltevangelisation in Emlichheim in 1986. Ich fühlte mich dort aufgehoben und angenommen.

Ein paar Jahre später gelang es meiner Mutter wieder ab und zu Kontakt zu bekommen zu meinen drei Kindern an deren Geburtstagen. Leider zerbrach auch diese Verbindung wieder. Meine Mutter starb im Alter von fast 84 Jahren im August 2014 nach längerer Krankheit und Pflege durch meine Schwägerin auf dem Hof in Eschebrügge.

Mittlerweile hatte ich, bedingt durch strukturelle Veränderungen in der Molkereiwirtschaft, ab August 1998 eine neue Anstellung bei der Molkereizentrale Oldenburg in Nordhorn gefunden. Im August 1999 gab ich dann auch die Dienstwohnung bei der Molkerei Emlichheim auf und zog nach Nordhorn.

Ehrenamtlich engagierte ich mich dort im Deutschen Kinderschutzbund beim Kinder- und Jugend-Telefon sowie in der "Hoogsteder Gruppe", einem Besuchsdienst in der Justizvollzugsanstalt Groß-Hesepe.

Zu der Zeit lernte ich meine jetzige, zweite Ehefrau kennen. Sie hatte in ihrem Leben ähnliches (siehe oben) durchgemacht. Gleichzeitig bot sich für mich eine berufliche Veränderung an. Somit wagten wir beide den ganz großen Neuanfang. Ich wechselte zu einer Privatmolkerei im Wiehengebirge. Wir fanden dann im Sommer 2000 in Gehlenbeck ein Zuhause und heirateten   noch im selben Jahr im August (in Dortmund).

Wir wurden dann als Mitglieder aufgenommen in der Evang. Gemeinschaft in Lübbecke, einem Zweigverein der Evangelischen Gesellschaft in Deutschland, mit Sitz in Radevormwald. Auch die Gemeinde in Nordhorn gehört dazu.

Im Juli des Jahres 2001, am 04. des Monats, wurde uns dann ein Sohn anvertraut. Wir gaben ihm den Namen Matthias, das bedeutet : "Geschenk Gottes". Er kam 11 Wochen zu früh auf die Welt und hat ein Chromosom zuviel, will heißen : Trisomie 21, oder auch besser bekannt als Down-Syndrom. Dies war zunächst ein Schock für uns. Dann aber tröstete uns das Wissen, dass  GOTT unseren Matthias so geschaffen hat, wie ER sich das gedacht hat.

Es folgten 10 Wochen Frühchenstation in der Kinderklinik Minden. Dann am  10. Sept. 2001 durften wir ihn nach Hause holen. Jedoch bereits 5 Wochen später sollte er wieder ins Krankenhaus, diesmal in's Herzzentrum Oeynhausen. Dort wurde er dann erfolgreich am offenen Herzen operiert (Ventrikel-Septum-Defekt). Später dann, im Alter von zwei Jahren wurde er noch einmal im Oktober 2003 operiert, und zwar wegen einer Verengung des Zwölf-Finger-Darms.

Danach entwickelte Matthias sich zunächst prächtig. Mit drei Jahren besuchte er den heilpädagogischen Kindergarten "Sonnenschein" der Lebenshilfe in Lübbecke. Dort wurde er optimal gefördert. Er brauchte auch keine Logopädie.

Die weitere Entwicklung unseres Sohnes nach dem ersten Lebensjahr konnte mein Vater leider nicht mehr mitverfolgen. Er starb völlig unerwartet Ende Juli 2002 an einem plötzlichen Herztod. Er trug viele Jahre einen Herzschrittmacher.

Noch einmal wechselte ich den Arbeitgeber. Im April 2003 trat ich eine Stelle bei der Landwirtschaftskammer NRW an, somit im öffentlichen Dienst.  Diese Arbeit hat mich sehr erfüllt, aber auch gefordert. Nachdem ich im Frühjahr des Jahres 2004 einen Herz-Schrittmacher wg. "Sick-Sinus-Syndrom" implantiert bekommen hatte, führten ein Jahr später weitere gesundheitliche Einschränkungen zu einer verminderten Erwerbsfähigkeit.



Dann, im Sommer 2005, schlug das Schicksal wieder zu ("so würde man wohl allgemein so sagen"). Bei unserem Sohn wurde im Juli eine Leukämie festgestellt. Ein zweijähriger Kampf gegen die bösen Blutkörperchen begann. Die Akut-Behandlung erfolgte zunächst in der Medizinischen Hochschule Hannover und die weitere Chemo-Therapie in der onkologischen Abteilung der Kinderklinik in Minden. Diese dauerte bis zum August 2007.

Da im September 2005 mein befristeter Arbeitsvertrag im öffentlichen Dienst aufgrund von veränderten politischen und strukturellen Verhältnissen nicht mehr verlängert wurde, hat man mich sozusagen als gemindert erwerbsfähig in Rente geschickt. Daher konnten meine Ehefrau und ich die schwere Zeit der lebensbedrohlichen Erkrankung von Matthias gemeinsam bewältigen.

Nach Abschluss der zweijährigen Chemo-Dauerbehandlung wurde mit einem Jahr Verspätung Matthias dann im Alter von 7 Jahren im August 2008 eingeschult. Er besuchte dann die "Schule am Buschkamp" in Lübbecke,  einer Förderschule für geistige Entwicklung.

Diese und andere Erfahrungen führten mich zum Thema "Sterben und Tod". Ich nahm an einem Kurs der Paritätischen Dienste, dem Träger des Hospizes VERITAS in Lübbecke teil. Seit dem Herbst 2007 war ich als Hospizhelfer ehrenamtlich in der Sterbebegleitung tätig.

Gleichzeitig hat meine Frau ihre frühere Stelle in Osnabrück wieder angetreten. Seit dem Oktober 2007 fuhr sie täglich in den darauffolgenden Jahren die Strecke zur Arbeit und wieder nach Hause.

Die Arbeit in der Hospizbewegung hat mich dann wohl auch vorbereitet auf den nächsten, harten Schicksalsschlag. Obwohl ich ja nicht an ein blindes Schicksal glaube, sondern dass Gott souverän ist !

Jedenfalls erfuhr ich am 11. Oktober über Umwege, dass mein Sohn Ricky am Sonntag, den                03. Oktober 2010 gestorben ist.

Er erlag einem plötzlichen Herztod infolge von Herzkammer-flimmern. Am Freitag zuvor, als ich davon erfuhr, war er bereits beerdigt worden. Auf Anregung der Hospiz-Gruppe haben wir dann mit unserem Lübbecker Pastor Jürgen Gruhler am Freitag, den        22. Oktober 2010 einen Trauer- und Gedenkgottesdienst in der ev.-ref. Kirche in Laar organisiert. Viele meiner engsten Verwandten, Freunde und Bekannte waren dabei. Einige sind dann nach dem Kaffee noch mit zum Friedhof nach Klazinaveen (NL) gefahren, wo Ricky beerdigt worden ist.

Das alles hat sehr viel Kummer gebracht und viel Nerven gekostet. Aber auch nur mit Gottes Hilfe konnte ich es schaffen, damit umzugehen.





Im Mai 2013 übergab unser Sohn Matthias sein Leben an unseren Herrn und Heiland Jesus Christus. Nach dem Besuch des Zweijährigen Biblischen Unterrichtes unserer Ev.-Freien Gemeinde ließ er sich auf seinen eigenen Wunsch und Verlangen hin am 11. September 2016 taufen auf den Namen des dreieinigen Gottes.


Nachdem die ersten Enkelkinder geboren wurden, wuchs der Wunsch, doch wieder zurück in die Grafschaft Bentheim zu ziehen, in unsere Alte Heimat. Da Matthias zunehmend Probleme in der Schule bekam und dadurch an Leib und Seele drohte, dauerhaft zu erkranken, entschlossen wir uns im Frühjahr 2017 kurzerhand, den Umzug um einige Jahre vorzuziehen. So kam es, dass wir bereits seit Juli 2017 wieder in Nordhorn wohnen. Matthias ging es besser an der neuen Schule. Und unser Haus in Lübbecke konnte danach im April 2018 verkauft werden. Mittlerweile hat Matthias Ende Juni 2019 seine schulische Laufbahn erfolgreich beendet.    

Nach einigen Monaten der Suche haben wir seit Januar 2018 auch wieder ein geistliches Zuhause gefunden, und zwar bei der http://www.christengemeinde.com  - am Stadtring 44 in Nordhorn.

Wir fühlen uns hier sehr wohl und seitdem arbeite ich im Sekretariat der Gemeinde, davon im ersten Jahr als BufDi (Bundesfreiwilligendienst).

Nordhorn, am 04. Dezember 2021                     

gez. Johann Heinrich Wesselink

Zurückblickend darf ich sagen: .......

Im Nachhinein komme ich trotz alledem zu der Gewissheit, dass mich eines immer wieder gestärkt hat: nämlich nicht der blinde Glaube an ein böses  Schicksal, sondern das Vertrauen in einen GOTT, der in seiner Allmacht bestimmte Dinge verhindern kann, der aber auch manchmal   - in seiner  Souveränität - den Dingen seinen Lauf lässt. Wer bin ich kleiner Mensch, dass ich IHM, meinem Schöpfer da 'rein reden wollte. Dieses gilt auch für das Scheitern meiner ersten Ehe, des plötzlichen Todes von Ricky und im Leben und Erleben mit einem Kind, welches "ein mentales Handicap" hat.